Sowohl in
der Eifel als auch im Westerwald stellte seit jeher die ländliche Bevölkerung in
häuslicher Arbeit fast alle Textilien und die Bekleidung für den Alltagsbedarf
aus Flachs und Wolle selbst her. In den ärmlichen Behausungen auf den Dörfern
surrten allabendlich die Spinnräder, um das notwendige Garn in ausreichender
Menge und Qualität zu erzeugen. Die genügsamen Schafe, die auf den Heidetriften
grasten, lieferten den Rohstoff Wolle und wertvolles Fleisch. Der robuste
Flachs, auch Ölsaat genannt, gedieh auch auf mageren Böden. Aus dem Bast seiner
Stängel gewann man das Ausgangsprodukt für die Leinenherstellung und aus den
reifen Samen das Leinöl, das sowohl als Nahrungs- und Heilmittel als auch als
Farb- und Anstrichmittel verwendet wurde.
Fast jede
Familie in Eifelregion konnte weben und spinnen. Während das Spinnen der
Garne eine ganzjährige Aufgabe der Frauen und Mädchen war, oblag das Weben der
Stoffe überwiegend den Männern. Wenn im Winter die Feldarbeit ruhte, stand der
Webstuhl in der Stube oder auf der Tenne. Im Sommer wurde er auseinandergebaut
und auf dem Speicher gelagert.
Alle Tätigkeiten der Handweber kann der Besucher live erleben
Trotz der
Erfindung des mechanischen Webstuhls und der Einfuhr billiger Baumwolle aus
Übersee im 19. Jahrhundert hielt sich die bäuerliche Tradition in dem
abgelegenen Dörfchen
Rupperath
bei Bad Münstereifel bis 1952. Um den
Dorfbewohnern ein Zubrot zu den Einkünften aus ihrer überwiegend auswärtigen
Tätigkeit zu verschaffen, gründete der ehemalige Volks- und später
Grundschullehrer Robert A. Esser Ende der 50er Jahre die genossenschaftlich
organisierte Werkgemeinschaft für Handwebekunst in Rupperath. Im Gruppenraum
der Schule stellte er zunächst zwei Handwebstühle auf, die er zuvor auf dem
Speicher entdeckt hatte. So fand das alte Handwerk wieder Eingang in einige
Bauernfamilien. Gleichzeitig begann er, Zeugnisse und Gegenstände des Spinnens
und Webens zu sammeln und in einem kleinen
Privatmuseum
auszustellen.
Nach der
Schließung der Volksschule im Jahre 1969 zogen Produktion und Museum in die
frei gewordenen Räume ein. Aus dem ursprünglichen Heimarbeiterbetrieb wurde so
eine zentrale Werkstätte mit einer bleibenden Ausstellung geschaffen. Zu den
Abnehmern ihrer hochwertigen Erzeugnisse, darunter Messgewänder und
Altarschmuck, zählten bekannte Paramentenhäuser in Köln und Krefeld. Das
Örtchen Rupperath nannte sich stolz „Handweberdorf“ und verzeichnete zahlreiche
Besucher aus nah und fern. Im Jahre 2002 kam dann das Aus für den Betrieb.
Anmerkung:
Robert A. Esser lebt heute in einem Seniorenzentrum in Bad Münstereifel und schreibt zur Zeit an einer Neuauflage des Buches "Spinnen und Weben", das im Laufe des Jahres 2008 erscheinen soll.
Seit 2005
betreut der Verein „Alte Schule Rupperath e.V.“ das Museum und setzt alles
daran, die Sammlung zu erweitern. Das Bistro „Zur Alten Schule“ gleich nebenan
bietet sonntags Speisen, Getränke sowie Kaffee und Kuchen an.
Neben
zahlreichen ausgestellten Gegenständen aus 6 000 Jahren Geschichte der Weberei
und des Spinnens werden dem Besucher fachkundig die Funktionen der verschiedenen
Geräte aus aller Welt vorgeführt und erklärt. Funktionierende Modelle und
Schautafeln ergänzen die Ausführungen der ausschließlich ehrenamtlich tätigen
Mitarbeiter des Hauses. Wer möchte, darf sich auch einmal ans Spinnrad setzen
und nach Herzenslust Wolle zu Garn spinnen. Im Handwebmuseum bleibt auf diese
Weise ein Stück Eifelgeschichte lebendig.
Unter fachkundiger Anleitung darf der Besucher selbst tätig werden
Anschrift / Kontakt
Robert A. Esser Handwebmuseum
Schulweg 1
53902 Bad Münstereifel/Rupperath
Tel.: 0 22 57 / 831 (Herr Ferber)
Städtische Kurverwaltung Bad Münstereifel
Kölner Straße 13
53902 Bad Münstereifel
Öffnungszeiten
April - Oktober sonntags 14 – 16 Uhr durchgehend
ab 14:30 kostenlose Führung durchs Museum
Weitere Führungen jederzeit nach Vereinbarung Tel.: 0 22 53
/ 831
Preise
Erwachsene 2,00 Euro
ermäßigt 1,50 Euro
Kinder und Jugendliche (6-18 Jahre)
1,00 Euro
Familien
5,00
EURO
Führungen
Erwachsenengruppen 20,00 Euro
Schulklassen 12,00 Euro
Anfahrt
Anreise mit dem Auto
A1 - Ausfahrt Bad Münstereifel – Richtung Schuld
oder A 61 - Ausfahrt Rheinbach – Bad Münstereifel – Scheuren
– Kreisverkehr – geradeaus – hinter Mahlberg links
der Ausschilderung folgen
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