Wer von Neustadt/Wied oder Peterslahr kommend dem
Wegweiser „Ehrenstein“ folgt, findet im abgeschiedenen
Tal des Mehrbachs zwischen steilen, mit stattlichen Bäumen
bewachsenen Hängen einen Ort vor, von dem der Reiz des ganz Besonderen ausgeht.
„Wie im Märchen – fast unwirklich – wie etwas, das man in dieser Zeit nicht
mehr erwarten würde“ beschreibt ihn Henri van Rooijen O.S.C. in seinem Buch
„Liebfrauenthal zu Ehrenstein“. Das harmonische Ensemble besteht aus dem
Kreuzherrenkloster Liebfrauenthal, der spätgotischen Pfarrkirche St. Trinitatis
und der darüber liegenden längst verfallenen Burg Ehrenstein. Eines der
wertvollen Fensterbilder der Kirche, die Kölner Meister zwischen 1470 und 1480 schufen, zeigt
den mächtigen Festungsbau aus dem 14. Jahrhundert, von dem es einen unmittelbaren Zugang zur Kirche gab. Diese ist bis zum heutigen
Tage durch einen überdachten Gang direkt mit dem Klostergebäude verbunden.
Liebfrauenthal - Hort des Glaubens im Tal des Mehrbaches
Das Kloster, die Kirche und die Burg Ehrenstein
schauen auf ein halbes Jahrtausend mit
einer sehr wechselvollen Geschichte zurück. Wie früheste Urkunden aus dem Jahr
1333 belegen, lebten ursprünglich auf der Burg die Herren von Uetgenbach. Da es
an männlichen Nachkommen fehlte, verkaufte der letzte Uetgenbacher 1449 seine
Herrschaft an seinen Schwager, den Ritter Wilhelm von Nesselrode. Dieser
erbaute am Fuße der Burg eine geräumige Schlosskapelle, die das Schiff der
heutigen Pfarr- und Klosterkirche bildet. Sein Sohn Bertram ließ sie später zur
Pfarrkirche ausbauen. Der Bau des Klosters nebenan erfolgte 1486, über dessen
damalige Größe uns eine weitere Abbildung im Seitenfenster der Kirche Aufschluss
gibt. Nach zweijähriger Bauzeit konnte 1488 Prior Jac Herynck mit den ersten
Kreuzherrn, die sich damals noch Kreuzbrüder nannten, Einzug im ,,Tal unserer
lieben Frau" halten. Damit das Kloster existieren konnte, erhielt es noch
eine Reihe von Höfen und Ländereien, darunter auch eine Weingarten in Honnef.
Im 30-jährigen Krieg wurde
Ehrenstein gleich zwei mal heimgesucht. 1632 zerstörten die Söldner des
schwedischen Generals Baudissin die Burg und plünderten das Kloster. Erst nach
erfolgter Zahlung von 100 Gulden Lösegeld wurde der in Geiselhaft genommene
Prior wieder freigelassen. Zwei eingemauerte steinerne Kugeln über der
Kirchenpforte erinnern noch heute an den damaligen Beschuss. 1633 wurde das
Kloster abermals von den Schweden geplündert. Die Tatsache, dass die Kirche mit
ihren wertvollen Fenstern und Kunstschätzen die Gräuel der Verwüstung
überstanden hat grenzt an ein Wunder. Die Pfarrei und das Kloster blieben
weiter bestehen Die Burg wurde allerdings nie wieder aufgebaut.
Im Zuge der Säkularisation
wurde 1804 das Kreuzherrenkloster aufgehoben. Trotz einer Wiederbelebung des
Klosterlebens in Liebfrauenthal durch Franziskanerpatres von 1893 – 1953 und
anschließend nach 141 Jahren Abwesenheit wieder durch Kreuzherren aus den
Niederlanden war der bauliche Zustand der mehrfach umgebauten und erweiterten
Gebäude mittlerweile mehr als kritisch. In den 1970 Jahren wurden deshalb
Klosteranlage und Kirche von Grund auf restauriert. Als Pfarramt diente deshalb
für einige Zeit das kleine Forsthaus vor dem Klostereingang. Im August 1975 war
das Kloster bezugsfertig, aber mit einer geänderten Zweckbestimmung. Hier wurde
eine Stätte des Dialogs geschaffen für Menschen, die Einkehr, Sammlung, Gebet
und Stille suchen. In Ehrenstein soll der Mensch zu sich selbst finden können,
im gemeinsamen Gebet, in der Eucharistie, dem Vespergottesdienst und im Dialog
mit dem Konvent, der zur Zeit aus vier Patres des Montfortanerordens besteht.
Die wertvollen Fenster im Langschiff entstanden vermutlich im frühen 16. Jahrhundert
Die Pfarrei wird heute vom
katholischen Pfarramt in Oberlahr betreut. Samstags um 19 Uhr und sonntags um 9
Uhr finden regelmäßig Gottesdienste statt. Morgens, mittags und abends
versammeln sich die Patres und ihre Gäste zum Gebet. In der übrigen Zeit, steht
die St. Trinitatiskirche dem stillen Besucher tagsüber offen. Zu der
Kostbarkeiten der alten Kircheneinrichtung zählen vor allem das gotische Vesperbild
der Mater Dolorosa, der „Schmerzhaften Mutter Gottes“, die lebensgroße
Kreuzigungsgruppe im Triumphbogen, der Chor und Kirchenschiff voneinander
trennt, eine typisch Westerwälder Madonna sowie zahlreiche
Heiligendarstellungen. Nicht alle Kostbarkeiten sind auf den ersten Blick
erkennbar. Man muss schon ein wenig genauer hinsehen, um zum Beispiel das
Antlitz Gottes im Schlussstein des Chorgewölbes zu erkennen. Die einmalig schönen Fenster erzählen sowohl Geschichten aus dem Alten und
dem Neuen Testament, aber auch aus dem Leben der Stifterfamilien. So entdeckt
man vielleicht auch die älteste Ansicht des Klosters Marienforst bei Bad
Godesberg und eine Abbildung der Godesburg in einem der Seitenfenster, die
vermutlich im Zusammenhang mit einem ihrer Stifter zu sehen sind.
Der stille Ort sollte
keinesfalls als touristische Attraktion verstanden werden. Die Kirche ist in
erster Linie ein Haus zum Lobe Gottes und das Kloster ein Ort
der Besinnung. Um den Anblick auf die Baugruppe von ungewöhnlicher
Schönheit nicht zu stören, wurden Autos aus dem Klosterhof verbannt. Ein
großer, kostenloser Parkplatz befindet sich vor dem Klosterbereich.
Öffnungszeiten
Täglich von 7 – 19 Uhr
Anfahrt
Autobahn A 3, Anschlussstelle Neustadt/Wied –
Neustadt/Wied -
hinter
der Wiedbrücke rechts auf Landstraße L 269 bis zur Abzweigung nach Ehrenstein
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