Die Erschließung des
nordamerikanischen Kontinents durch die weißen Siedler ist eng mit der
Ausbeutung natürlicher Ressourcen wie Gold, Silber und Kohle verbunden. Zum Bau
der dazu notwendigen technischen Anlagen, aber auch für den Bau von neuen Siedlungen
lieferten die riesigen Urwälder der Rocky Mountains das benötigte Bauholz.
Bereits im 18. Jahrhundert fanden im
europäischen Bergbau einfache Pferdebahnen mit hölzernen Schienen Verwendung. Mit
der Erfindung der Dampflokomotive und der stählernen Schienen nutzte die
Forstindustrie diese bald auch als geeignetes Transportmittel.
3-Truck-Shay-Lokomotive im Einsatz in den Wäldern Amerikas (vor 1920)
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Aufgrund der
besonderen Bedingungen im Forstbetrieb fanden vorzugsweise
Schmalspurbahnen Verwendung als Waldbahn: Sie erlaubten enge Bogenradien in
schwierigem Gelände, erforderten keinen aufwändigen Unterbau und waren bei
Bedarf transportabel, wenn es darum ging, mit dem Streckenverlauf den
wechselnden Einschlagsgebieten zu folgen.
In
besonders weitläufigen Regionen, wie zum Beispiel im Nordwesten der USA, wurden
auch umfangreiche Streckennetze in Normalspur ausschließlich für Forstzwecke
gebaut.
Für die Bewältigung der großen Entfernungen und der oft schwierigen
Geländebedingen entwickelten amerikanische Ingenieure in der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts spezielle
Getriebelokomotiven
, bei denen alle Achsen über
Zahnradgetriebe angetrieben wurden. führten zur Entwicklung besonderer
Lokomotivtypen. Unter so wohlklingenen Namen wie "Shay",
"Climax" und "Heisler" zogen diese Lokomotiven jahrzehntelang
mit Volldampf schwere Holzzüge aus den dichten, oft unzugänglich im Gebirge gelegenen
Wäldern zu den Sägewerken in den Flusstälern oder an den Sammelstellen zu den
Meeresbuchten des Pazifik, von wo das gesägte Bauholz per Bahn oder per Schiff weiter
zu den boomenden Märkten des nordamerikanischen Kontinents gelangte.
50t Shay-Lokomotive, Lima Locomotive Works Inc. Ohio
(Werksfoto, Repro)
Getriebelokomotiven vom Typ "Climax" wurden ab 1897 produziert, galten als sehr zuverlässig und waren beim Lokpersonal ausgesprochen beliebt. Die Skala der gebauten Climax-Lokomotiven mit ihren zwei Drehgestellen reichte vom Zehntonner bis zur kräftigen 100-t-Maschine. Von den insgesamt 1100 gebauten Exemplaren verrichten auch heute noch einige Exemplare ihren Dienst.
Climax
Lokomotive Nr. 9 der Hillcrest Lumber Company heute im Besitz des Forstmuseums in Duncan, British Columbia
(Foto: Wikimedia - Zur Vergrößerung einfach auf das Foto clicken)
Die stählernen Dampfrösser wurden zunächst mit dem
massenhaft vorhandenen Brennstoff Holz betrieben. Da der benötigte Holzvorrat
sehr viel Platz beanspruchte, wurde ab ca. 1870 auf vielen Strecken Kohle
verfeuert. Um der ständigen Waldbrandgefahr durch Funkenflug vorzubeugen,
wurden die Lokomotiven mit diversen, teils abenteuerlich anmutenden
Funkenfängern ausgestattet. Später wurden, insbesondere im Westen, die
Maschinen mit Heizöl betrieben. Die Waldbrandgefahr war dennoch stets
allgegenwärtig.
Bei dieser Dampflokomotive der Bauart "Heisler"
erfolgt der Antrieb durch zwei V-förmig angebrachte
Zylinder, die die Kraft über ein Getriebe und Kardanwellen
auf sämtliche Achsen übertragen
(Werksfoto, Repro)
Wegen ihrer hohen Robustheit,
Wartungsfreundlichkeit und Wirtschaftlichkeit waren die dampfgetriebenen
Getriebelokomotiven vielerorts noch bis in die 1970er Jahre im täglichen
Einsatz. Einige Exemplare versehen noch heute ihren Dienst als alltagstaugliche
Tourismusattraktionen.
Einen tollen Film über die "
Cass Scenic Railroad
" in den Bergen von West Virginia und die legendären Getriebelokomotiven (ca. 30 Minuten) zeigte der SWR in "Eisenbahnromantik" im Juli 2013
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